Do The Right Thing: Filmtipp von Al Weckert

05. März 2013

Jedes Mal, wenn ich Do The Right Thing anschauen, bin ich anschließend todtraurig. Jedes Mal! Es gibt wenig wie Do The Right Thing, in denen ein sympathischer (!) kleiner (!) Held am Ende mit voller Absicht eine Katastrophe auslöst. Autsch, Do The Right Thing tut den Seegewohnheiten weh! Aber woher weiß man, was WIRKLICH der Auslöser einer Entwicklung ist? Bis zur totalen Eskalation reiht Regisseur Spike Lee in Do The Right Thing 35 Konflikte zwischen Schwarz und Weiß, Mann und Frau, Alt und Jung aneinander… Der einzige, der sich in Do The Right Thing Mühe gibt, die Perspektive einer anderen Person einzunehmen und zu verstehen, ist ein biertrinkender alter schwarzer Mann, der von allen „Mayor“ genannt wird. Seine Auftritte sind so überzeugend stark, dass Ausschnitte aus Do The Right Thing in jeden Lehrfilm über Empathie gehören. Der Mayor beherrscht den Umgang mit starken Gefühlsäußerungen (den Tanz auf dem Vulkan) auf völlig natürliche Art und Weise. In diesem Block lesen Sie Beispiele für “Straßengiraffisch”…

Do The Right Thing: Inhalt in Kürze

Do the Right Thing erzählt die Geschichte eines Nachbarschaftskonflikts in Bedford-Stuyvesant, New York. Der Pizzariabetreiber Salvatore und seine zwei Söhne Pino und Vito gehören zu den wenigen weißen Bewohnern des Viertels. In Do the Right Thing hat eine Hitzewelle die Stadt im Klammergriff, die Stimmung der Menschen ist gereizt. Pino, der die schwarze Nachbarschaft verachtet, trägt durch gehässige Kommentare zur Nervosität bei. Einige schwarze Jugendliche organisieren einen politisch motivierten Boykott gegen das Restaurant, weil dort ausschließlich Bilder berühmter weißer (italienischer) Sportler und Schauspieler hängen. Gegenseitige Provokationen enden in einem Ausbruch von Gewalt. Do The Right Thing ist ein Film über die Folgen fehlender Empathie und die Entstehung von Rassismus und Gewalt.

Schlüsselszenen in Do The Right Thing: allgegenwärtige gegenseitige Verachtung

Eine wichtige Szene in Do The Right Thing ist die Slow-Motion-Aufnahme von Streife fahrenden weißen Polizisten, die alte schwarze Männern beobachten. In den Gesichtern von Schwarzen und Weißen heben sich ganz subtil die Mundwinkel. Aber das geschieht bei beiden Parteien nur auf der einen Seite des Gesichts. Spike Lee, der Regisseur von Do The Right Thing (und Hauptdarsteller in der Rolle des Mookie) setzt hier ein untrügliches Zeichen für tiefe gegenseitige Verachtung ins Bild.

Schlüsselszenen in Do The Right Thing: vom Zwang zur Aggression

Die Unzufriedenheit von Pino heizt den zentrale Konflikt in Do The Right Thing um Sals Pizzeria kontinuierlich an. Pino hält die Freundlichkeit seines Vaters für Schwäche. Sal ignoriert diesen Hass, er plant seinen Sohn fest als Nachfolger ein. Als er das Pinos Drängen zum wiederholten Mal beschwichtigend abwiegelt, entlädt sich dessen Aggression (“I hate this place”) an einen bettelnden Behinderten. Der Vater geht im letzten Augenblick dazwischen. Die Filmperspektive von Do the Right Thing lädt bewusst dazu ein, Pino zu verurteilen und in Mitleid mit dem Behinderten zu verfallen. Auch die Verzweiflung des Vaters ist in Do The Right Thing nachvollziehbar. Dass jedoch jeder Konflikt seine Geschichte hat und auch Pino als „Täter“ Empathie braucht, wird einem erst klar, wenn man sich mit der Entstehungsgeschichte von Gewalt beschäftigt hat. Joachim Bauers Buch „Schmerzgrenze“ erzählt davon. Auch das Werk Marshall Rosenbergs ist voller Beispiele dafür, dass bei der Arbeit mit Straftätern Empathie der entscheidende Faktor ist. Pinos innerer Druck wird jedenfalls immer stärker. Do The Right Thing steuert auf eine Explosion zu.

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Der Mayor lebt in Do the Right Thing Empathie vor

Zwei wunderbare Szenen aus Do The Right Thing haben sich mir ins Gedächtnis eingeprägt. Der Mayor möchte Frieden mit eine alten Frau schließen, die bei jeder Begegnung auf ihm herum hackt. Als er sich vorsichtig annähert, verkündigt er beiläufig, dass er gleich wieder verschwinden wird. Dann spricht er kurz von den Dingen, die er unbedingt loswerden möchte, steht auf und verbeugt sich zum Abschied.  Diese kurze Szene aus Do The Right Thing drückt ungeheuer viel Respekt gegenüber dem Zorn der alten Frau aus. Der Mayor möchte einerseits ins Gespräch kommen, er will aber auch die Grenzen der alten Frau wahren.

Straßengiraffisch in Do The Right Thing

In einer zweiten, noch stärkeren Szene in Do The Right Thing rettet der Major ein Kleinkind vor einem Auto, indem er das Kind umreißt. Der kleine Junge beschwert sich bei seiner Mutter über den Stoß des Mayors. Die Mutter des Kindes, die nur das weinende Kind sieht, beschimpft den Mayor. Der bleibt freundlich und erklärt ihr die Szene. Die Mutter beschimpft nun das Kind. Der Mayor bittet sie freundlich um Nachsicht mit dem Kind, das unter Schock steht. Da beschimpft die Mutter wieder ihn: Erziehung sei ihre eigene Sache. Der Mayor zieht den Hut und beteuert freundlich, dass er auf keinen Fall vorhabe, der Frau ihr Recht auf Erziehung streitig zu machen. In der ganzen Szene behält der er einen klaren Blick für die Bedürfnisse der Beteiligten. Während die anderen nach Schuldigen suchen, sucht er nach einem Weg für Kooperation.

Do The Right Thing erzählt auch vom empathischen Umgang mit Emotionen

Diese Szene aus Do The Right Thing ist das perfekte Beispiel für einen empathischen Umgang mit starken Emotionen. Der Mayor benutzt keine moralischen Urteile und gibt niemandem Schuld. Er handelt verantwortlich und fühlt sich in das ein, was seine eigenen Handlungen bei anderen auslösen. Weil er dabei kein spezielles Vokabular (wie zum Beispiel das der Gewaltfreien Kommunikation) benutzt, ist diese Szene aus Do The Right Thing ein Beispiel für eine ganz natürliche und authentische Version der von mir trainierten Methode Der Tanz auf dem Vulkan. In der Gewaltfreien Kommunikation nennt man diese Ausdrucksweise “Straßengiraffisch”.

Do the Right Thing ist auch ein Epochenspiegel

Do the Right Thing ist darüber hinaus ein hinreißendes Dokument über Hiphop, Mode und Black Music in den späten 80ern. Wer wie ich seine weißen Air Jordans mit der Zahnbürste gepflegt hat, bekommt in Do the Right Thing erheiternde Erinnerungen geliefert. Von ausnahmslos allen schwarzen Künstlern, die der Diskjockey Senor Love Daddy von Love Radio in Do the Right Thing aufzählt, besitze ich mindestens eine Schallplatte. Do the Right Thing ist nach „She’s gotta Have it“ mein Zweitlieblingsfilm von Spike Lee. Künstlerisch und politisch ist Do the Right Thing meiner Ansicht nach sein stärkster.

Durch die Besprechung von Do The Right Thing neugierig geworden?

Wenn Sie durch das Lesen dieser Besprechung von Do The Right Thing neugierig auf Empathie-Konzepte und das Training von Empathiefähigkeit geworden sind, lade ich Sie dazu ein diesen Links zu folgen: Ich biete eine Mediationsausbildung an, ein Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation, ein Methodenseminar zum Training der eigenen Empathiefähigkeit und einen Workshop namens Der Tanz auf dem Vulkan, bei dem es um starke Gefühlsäußerungen geht. Do The Right Thing lässt grüßen…

Links zu Do the Right Thing

Hier geht es zum Wikipedia-Eintrag von Do the Right Thing
Hier geht es zu Filmkritiken von Do the Right Thing

…und die Reaktionen der Kritiker auf den Film Do The Right Thing

Der Regisseur von Do The Right Thing: Spike Lee

Informationen über Spike Lee, den Regisseur von Do The Right Thing

Dieser interessante Link zu Do The Right Thing führt direkt zur Seite der Produktionsfirma von Spike Lee in Brooklyn…

Eine Sammlung von Artikeln über Spike Lee, den Regisseur von Do the Right Thing, findet sich auf der Seite der FAZ…