Emotionen Bilder – ein phantastisches Fotoshooting

15. April 2014

Als Mimikresonanz-Trainer üben Sie unter anderem das spontane Vorführen von Emotionen in Ihrer Mimik. Wie herausfordernd das ist, habe ich beim Mimikresonanz-Fotoshooting mit meiner Tochter Naima Weckert gemerkt. Wenn man eine Emotion korrekt darstellen will, muss man sämtliche Muskelgruppen kennen, die bei dieser Emotion mimisch zum Einsatz kommen. Noch schwieriger ist es, die entsprechenden Muskelpartien des Gesichts auf Kommando zu aktivieren. In diesem Blog geht es darum, wie Sie Emotionen glaubhaft und wissenschaftlich richtig darstellen. Außerdem berichte ich über blockierte Gesichtsmuskeln, spontanen Spaß zur Überlistung derselben und das Erfolgsrezept eines perfekten Fotoshootings.

Mach mal eine 4 + 5 + 7 + 24…

Wissen Sie, was 4 + 5 + 7 + 24 ist? Ganz einfach: Es ist der Gesichtsausdruck von Ärger. Alle Gesichtsbereiche und Muskeln der Mimik werden im Facial Action Coding System (FACS) zusammengefasst. Jeder Bestandteil (= jede Action-Unit) des FACS hat eine Nummer. Action Unit 4 steht für den Augenbrauensenker, 5 für den oberen Augenlidheber, 7 für den Augenliedspanner und 24 ist der FACS-Code für zusammengepresste Lippen.

Um in einem Bild die prototypische Vollexpression von Ärger zu zeigen, müssen Sie also – genau! – alle diese Action-Units gleichzeitig im Gesicht darstellen können. Das ist eine hohe Kunst! Wie sind wir vorgegangen?

Unser Erfolgsrezept mit sechs Zutaten

  1. Wir haben geprobt. Die fotografische Darstellung von Emotionen ist zu komplex, um sich auf Improvisation zu verlassen.
  2. Wir haben uns eine Fotografin ausgesucht, die mit Mimikresonanz perfekt vertraut ist und über die Tücken der Darstellung genau informiert ist. Bettina Volke hat nicht nur große Geduld, sie kann die Emotionen auch selbst darstellen. Mimikresonanz-Expertin wurde sie durch ihre fotografische Arbeit für Dirk W. Eilerts Buch „Mimikresonanz“.
  3. Wir sind mit zwei Trainern (meine Tochter Naima und ich) ins Fotostudio gegangen. Einer stand vor und einer hinter der Kamera. Auf diese Weise konnten wir uns permanent pushen: „Augenbrauen hoch, jetzt zusammenziehen, stärker zusammenziehen, Kiefer fallen lassen, Augenbrauchen wieder hoch, noch ein bisschen stärker…“
  4. Wir wurden liebevoll mit Make-Up versorgt. Conny Palic arbeitet regelmäßig mit Bettina Volke im Bereich der Mimikresonanz.
  5. Wir hatten sämtliche Unterlagen dabei, um uns immer wieder zu vergewissern, was alles – wissenschaftlich exakt – zum jeweiligen Gesichtsausdruck dazu gehört.
  6. Wir haben uns die jeweiligen Fotos angeguckt und geprüft, bevor es zur nächsten Emotion weiter ging. Die Details müssen stimmen.

Vater und Tochter können was nicht…

Spannend war, dass Vater und Tochter jeweils einen speziellen Gesichtsausdruck nicht perfekt hinbekamen. Naima hatte Schwierigkeiten, eine Falte zwischen den Augenbrauen (Glabella) zu bilden. Vielleicht hat sie noch nicht genug Sorgen, um eine ausdrucksvolle Sorgenfalte zu zeigen.

Ich hatte Schwierigkeiten, die Mundwinkel ganz tief nach unten zu ziehen. Während Naima einen imposanten Schmollmund zeigte, fühlte ich mich in dieser Region wie betäubt. Dafür konnte ich wiederum mit einer eindrucksvollen Sorgenfalte auftrumpfen…

Neugierig gemacht hat mich die Feststellung, dass ich beim Training der Mimik-Erkennung ebenfalls bei der Emotion Trauer die höchste Fehlerquote hatte. Besteht ein Zusammenhang zwischen der Fähigkeit Mimik zu erkennen und Mimik darstellen zu können?

Das Darstellen von Voll-Expressionen, Teil-Expressionen, Misch-Expressionen

Wir sind ins Fotostudio gegangen, um für das kommende Mimikresonanz-Seminar in der Akademie im Park mit guten Aufnahmen unserer Basisemotionen werben zu können. Weil das Shooting besser als Erwartet vorankam, konnten wir sogar neben den Vollexpressionen auch Teil-Expressionen von Emotionen (wo nur Teilbereiche der Muskeln eingesetzt werden), subtile Expressionen (wenn Emotionen nur schwach gezeigt werden) und Misch-Expressionen (wenn sich unterschiedliche Emotionen gemeinsam im Gesicht abbilden) aufnehmen.

Während Teil-Expressionen eher leicht darzustellen sind (bei Überraschung heben Sie einfach nur die Augenbrauen), sind subtile Expressionen schon schwieriger zu kontrollieren. Versuchen Sie einmal folgendes: Zeigen Sie die 1 + 2 + 4 + 5 + 7 + 20 + 25 + 26 mit nur 50 Prozent Ausdrucksstärke… Anspruchsvoll!

Von der Pflicht zu Kür

Nachdem wir auch körpersprachliche Elemente wie Embleme, Adaptoren und Illustratoren ins Bild gesetzt hatten, haben wir noch ein paar spontane gemeinsame Aufnahmen mit Vater und Tochter riskiert. Diese Aufnahmen sind nicht 100 Prozent exakt, sondern improvisiert und deshalb besonders ausdrucksvoll und unterhaltsam. Sie entstanden aus der guten Laune eines gelungenen Shootings.

Das ging dann so: Wir haben ein Gefühl vereinbart und bis drei gezählt. Dann haben wir das Gefühl ohne weitere Absprachen gespielt und Bettina Volke hat draufgehalten. Jedes Bild erzeugte großes Gelächter. Ein wunderschönes Vater-Tochter-Erlebnis, das man den Gesichtern hoffentlich auch ansieht. Selbst beim Ausdruck von Ärger… ?

Fazit mit Riesenkompliment an das Team

Sich selbst bei der richtigen Darstellung von Emotionen fotografieren zu lassen, ist herausfordernd und ein großes und wichtiges Lernerlebnis für Mimikresonanz-Trainer. Ich ziehe den Hut vor der 15-jährigen Nachwuchsexpertin Naima, die fast alle Emotionen blitzartig hinbekommen hat.

Großer Dank geht an Dirk W. Eilert, dessen Buch Mimikresonanz einfach der Knaller ist (das Buch muss man gelesen haben)!

Außerdem danke ich Bettina Volke, die den einfühlsamen Umgang mit ihren Klienten perfekt beherrscht und technisch wunderbare Arbeit abliefert. Wir haben alle Bilder geschafft und sogar die Zeit eingehalten. Das ist das Nonplusultra bei einem Fototermin. Vorausgesetzt man sieht gut aus. Daher besonderen Dank an Conny Palic für das tolle Make-Up, das Naima wundervoll in Szene setzt.

© Al Weckert

Hier geht es zum Mimikresonanz-Seminar von Al Weckert in der Akademie im Park, Wiesloch (bei Heidelberg).