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Hergé, der berühmte Belgische Comiczeichner und Erfinder von „Tim und Struppi“ gilt als Vater der sogenannte „Lingne claire“. Seine Zeichnungen haben präzise Konturen, die Kolorierung kennt keine Farbverläufe. Umso deutlicher treten Mimik und Körpersprache der Figuren hervor. Der Charakter des Kapitän Haddock liefert eine perfekte Illustration für den Spruch von Marshall Rosenberg (Begründer der Gewaltfreien Kommunikation): „Feelings change every minute!“ (Gefühle ändern sich von Augenblick zu Augenblick). Sein Bravourstück liefert Hergé in den Bänden „Die sieben Kristallkugeln“ und „Das Geheimnis der Einhorn“, die ich in diesem Blog vorstelle. In diesen beiden Bänden der „Tim und Struppi“-Serie steigert sich Kapitän Haddock über mehrere Seite in unterschiedlichste Gefühle und Stimmungen: von tiefer Melancholie über Wut bis zu hemmungsloser Ausgelassenheit.
Zur „Lingne claire“ des Zeichners Hergé gehört eine außerordentlich reduzierte Gestaltung von Gesichtern. Das Gesicht des Reporters Tim besteht eigentlich nur aus zwei Punkten für die Augen, darüber zwei Bögen für die Augenbrauen, einem symmetrischen Bogen für die Nase und einem Kreis für den Mund. Tim ist äußerlich und charakterlich als perfektes Beispiel für Sachlichkeit geschaffen. Ganz anders Kapitän Haddock… Ihm sind jedoch zumindest ein Bart (der die Bewegungen des Munds hervorhebt) und deutlich Krähenfüße unter den Augen geschenkt worden. Daraus macht er etwas.
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Den Kapitän Haddock zeichnen vor allem Loyalität und Entschlossenheit aus. Darüber hinaus hat er eine sehr kindliche Seite, die sich einerseits in Selbstüberschätzung und Angeberei, andererseits in Tollpatschigkeit und Hilflosigkeit ausdrücken. Außerdem hat Kapitän Haddock ein handfestes Alkoholproblem, dass Hergé zu zahlreichen Gags im Umgang mit Getränken verführt hat. Der „Tim und Struppi“-Band „Die 7 Kristallkugeln“ beginnt mit einem Auftritt von Kapitän Haddock, der Tim einen Zaubertrick vorführt. Kapitän Haddock möchte Wasser zu Wein verwandeln, was ihm allerdings gründlich missrät.
Die Szene wird eingeleitet, indem Kapitän Haddock ganz gelassen ein Monokel aufsetzt. Beim Ärmelhochkrempeln packt ihn die Begeisterung. Als er Tim seinen Hut gibt, übermannt ihn heiliger Ernst. Dann steckt er alle Energie in eine ruckartige Beschwörung des Wasserglases. Nur inen Augenblick später drückt er Selbstzufriedenheit und Triumpf aus. Als Tim das Wasser kostet und die Verwandlung bezweifelt, kommt das Kapitän Haddock so lächerlich vor, dass er einen Lachkrampf erleidet. Doch als er das Wasser selbst probiert, packt ihn erst der Ekel und dann die Wut. Am Ende ist Kapitän Haddock aufgewühlt, verzweifelt und rastlos. Kapitän Haddock kann es kaum erwarten, den indischen Zauberkünstler, dem er seit Wochen auf die Finger guckt, in der Abendvorstellung noch einmal zu beobachten.
Bild (c) Casterman Verlag: Hergé “Le 7 Boules de Cristal”
Im dem wunderschönen „Tim und Struppi“-Band „Das Geheimnis der Einhorn“ lässt Hergé Kapitän Haddock in eine historische Doppelrolle schlüpfen. Kapitän Haddock erzählt Tim die Abenteuer seines Urahnen Kapitän Le Hadoque, der in der Südsee im Kampf mit Piraten kämpfte. Kapitän Haddock steigert sich derart in die Erzählung hinein, dass er nicht mehr zwischen Realität und Phantasie unterscheidet. Um ein Haar greift er die Hausmeisterin und einen herbeigerufenen Schlosser mit dem Säbel an.
Seine Geschichte zeigt den Urahn zunächst als entschlossenen Kämpfer. Als die Piraten durch ihre Flagge zeigen, dass keine Gefangenen gemacht werden, ergreift den Kapitän das Entsetzen. Der Blick wechselt jetzt von irrer Wut zu absoluter Leere. Das Gefecht beginnt, Kapitän Haddock springt entschlossen auf einen Tisch, wankt, rutscht hilflos zu Boden. Hergé wechselt von Bild zu Bild zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Kapitän Haddock und Kapitän Le Hadoque. Als der wütende Le Hadoque an den Mast gefesselt wird, kommen Kapitän Haddock die Tränen. Doch Le Hadoque entkommt und das bringt Tim auf eine glänzende Idee. Die beiden machen sich auf eine gemeinsame Reise zu den Schätzen der Piraten.
Bild (c) Casterman Verlag: Hergé “Le Secret de La Licorne”
Hergé prägte die europäische Comic-Kultur mit seiner „Ligne claire“ und seinen unverwechselbaren Comicfiguren wie kaum ein anderer. Die ersten Geschichten von Tim und seinem Hund Struppi (im Original „Tintin“ und „Milou“) erschienen bereits 1929. Seine berühmtesten Bände verfasste er während der deutschen Besatzung Belgiens im zweiten Weltkrieg. Nach dem Krieg musste er sich in vier Prozessen gegen den Vorwurf der Kollaboration wehren. Dieser Vorwurf hatte eine Vorgeschichte.
In nebenstehenden Bild beweist Hergé, dass der die Emotionen von Kapitän Haddock sogar dann darstellen kann, wenn dessen Gesicht gar nicht zu erkennen ist. Achten Sie a) auf die Augen in Wasserstrahl und b) auf die Beinhaltung von Kapitän Haddock.
Der kleine Abdallah (Sohn des Emir Ben Kalisch Ezab) überrascht und erschreckt ihn mit seiner falschen Kuckucksuhr. Kalenderbild (c) Hergé-Moulinsart 2012, August 2012, éditionsmoulinsart
Hergé wurde als Jugendlicher stark vom Denken antisemitischer und antikommunistischer katholischer Jugendorganisationen geprägt. Die ersten „Tim und Struppi“-Bände versah er im Auftrag seiner katholischen Mentoren mit antibolschewikischen und teilweise rassistischen Elementen. Erst durch die Bekanntschaft mit einem chinesischen Studenten begann Hergé umzudenken. Ab dem fünften „Tim und Struppi“-Band beginnt Hergé ausländische Kulturen und Orte so exakt wie möglich darzustellen. Einige Bände enthalten sogar deutliche antifaschistische Botschaften.
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Als Erwachsener finde ich die Geschichten Hergés weit spannender als in meiner Jugend (da waren sie mir zu weit hergeholt). Ich lese sie in Französisch und lasse mir die wunderschöne Sprache auf der Zunge zergehen. Dabei tauche ich tief in die Bilderwelten ein und reise mit den Helden um die Welt. Am liebsten mit Kapitän Haddock, denn Kapitän Haddock zeigt Emotionen. Kapitän Haddock ist einfach immer echt. Das schätze ich an ihm.
In meinen Seminaren beschäftige ich mich gezielt und intensiv mit Körpersprache. Ich biete Ihnen ein Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation, einen Methodenworkshop für Empathie und Empathiefähigkeit, eine berufsbegleitende Jahresausbildung Mediation und ein Intensivtraining für den Umgang mit starken Emotionen (Tanz auf dem Vulkan) an.
Kapitän Haddock und Hergés Werk bei Wikipedia…
Kapitän Haddock und die “Tim und Struppi”-Bände bei Wikipedia…
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