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Die US-Fernsehserie Lie to me beschäftigt sich mit der Beobachtung von Gesichtsausdrücken (“Microexpressions”) und Körpersprache zur Erkennung von Emotionen und Lügen. Lie to me wurde von Paul Ekman, einem der wichtigsten Emotionsforscher weltweit, wissenschaftlich betreut. Insbesondere die erste Staffel von Lie to me vermittelt ein Grundverständnis von Ekmans FACS (Facial Action Coding System), einem Kodierungsverfahren zur Beschreibung von Gesichtsausdrücken. Das Anschauen der Serie Lie to me verbessert die Fähigkeit, Emotionen anhand von Körpersprache zu erkennen.
Apropos Lie to me… Neulich sitze ich mit meiner dreizehnjährigen Tochter im Kino. Im Vorprogramm läuft der Trailer für eine Kampagne, in der es darum geht, positiv in die Zukunft zu schauen. Ich starre auf die Leinwand und kapiere nicht, was los ist. Irgendetwas stimmt nicht mit dem Sprecher. Da stößt meine Tochter mich von der Seite in die Rippen und raunt mir zu: „Verachtung!“ Mich trifft der Schlag, sie hat recht. Der Sprecher redet über positive Sichtweisen und trägt seinen dabei ganz klar Verachtung in seinen Gesichtszügen. Warum habe ich das nicht selbst erkannt? Warum war ich lediglich irritiert?
Okay. Meine Tochter sieht etwas, was ich nur erahne. Und warum kann sie das? Weil sie mit mir zusammen die Fernsehserie Lie to me gesehen hat. In der Serie Lie to me wird erklärt, wie man emotionale Mikroausdrücke in Gesichtern erkennt. Die Gesichtsmuskeln zeigen die wahren Gefühle. Beim Anschauen von Lie to me wird die Wahrnehmungsfähigkeit geschult – wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig unterhaltsam. Und Kinder sind sehr lernfähig. Sie haben Laptops, auf dem sie abends Serien wie Lie to me noch dreimal wiederholen.
Oh my God! Christian Bähner, der gemeinsam mit mir, Monika Oboth und Jörg Schmidt das Buch „Praxis der Gruppen- und Teammediation“ für Junfermann veröffentlich hat, gab mir den entscheidenden Tipp, als er von meinem Interesse für Körpersprache hörte. Schon die erste Staffel Lie to me riss die ganze Familie wie eine Naturgewalt mit sich. Zeitweilig mussten wir Lie to me verstecken, damit niemand unbeaufsichtigt die ganze Staffel allein zu Ende guckt. Es gibt bei uns ein Ritual, neue Serien beim ersten Mal gemeinsam zu gucken und die Vorfreude miteinander zu teilen. So wie in den guten alten Fernsehtagen bei Raumschiff Enterprise. Oder Schweinchen Dick. Kennt das noch jemand?
In der Serie Lie to me untersuchen die Psychologen Cal Lightmann (gespielt von Tim Roth) und Gillian Foster (Kelli Williams) Kriminalfälle, indem sie in den Gesichtszügen von Verdächtigen Mikroausdrücke (also unwillkürliche Bewegungen der Gesichtsmuskeln, die auf die wahre und unterdrückte Emotionslage hindeuten) beobachten. Mit Hilfe dieser Beobachtungen können die Protagonisten von Lie to me zeigen, ob die befragte Person lügt oder die Wahrheit sagt.
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Vorbild für die Lie to me Figur Cal Lightman ist der US-amerikanischer Anthropologe und Psychologe Paul Ekman, der für seine Untersuchungen zur Universalität von Körpersprache weltweit berühmt ist und der die Serie Lie to me wissenschaftlich beraten hat. Gemeinsam mit seinem Kollegen W.V. Friesen entwickelte Ekman in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine physiologisch orientierte Klassifikation der emotionalen Gesichtsausdrücke namens Facial Action Coding System (FACS), das in Lie to me ausführlich vorgestellt wird, weil es auch heute noch in der Ausdruckspsychologie und Therapieforschung eine wichtige Rolle spielt.
In der ersten Staffel Lie to me werden die entscheidenden Momente bei der Wahrnehmung sogenannter Microexpressions in Zeitlupe wiederholt und anhand zahlreicher prominenter Beispiele für Lügen (z.B. Nixon/Watergate, Clinton/Lewinsky) erklärt. Der Zuschauer von Lie to me versteht, dass es durch eine gezielte Schulung von Wahrnehmung möglich ist, gespielte von echten Emotionen zu unterscheiden. Wenn das gesprochene Wort den echten Emotionen wiederspricht, steht eine Lüge im Raum.
Viele Protagonisten der Serie Lie to me weisen belastete Biografien auf. Lightmans Mutter starb in einer Psychiatrie durch Selbstmord, seine begabteste Mitarbeiterin Ria Torres wurde von ihrem Vater misshandelt. Mehrfach weist Lie to me darauf hin, dass traumatisierte Menschen oft über herausragende Fähigkeiten bei der Wahrnehmung von Mikroausdrücken verfügen. Gleichzeitig reagieren sie bei der Bewertung ihrer Beobachtungen gelegentlich zu emotional. Im Gegensatz dazu bewahren die eher wissenschaftlich orientierten Protagonisten in Lie to me (insbesondere Gillian Foster und Eli Loker) stets die Ruhe. Sie kämpfen dafür mit anderen Schwächen, wie z.B. Abgrenzungsschwierigkeiten (Foster) und Grobheit (Loker).
Cal Lightman tritt in der Fernsehserie Lie to me gelegentlich geradezu tyrannisch gegenüber seiner eigenen Tochter auf. Lie to me zeigt, dass es unterschiedliche Formen von Empathiefähigkeit gibt. Wer andere durchschaut, muss nicht unbedingt auch gute Beziehungen aufbauen können. Deshalb sitze ich ganz entspannt im Kino, denke an Lie to me, erfreue mich des guten Drahtes zu meiner Tochter und überlasse ihr bei der spontanen Emotionserkennung mit Freude den ersten Platz. Wenn sie dank Lie to me den Vater in seinem Lieblingsfeld bereits mit 13 Jahren übertrifft, dann gibt es wirklich einen Grund optimistisch in die Zukunft zu sehen.
Lie to me zeigt, warum Fernsehen auch schlau machen kann. Noch mehr Spass macht das Training mit gleichgesinnten anderen. Meine Seminare enthalten zahlreiche Übungen zum Thema emotionale Intelligenz und dem Erkennen von Mikroausdrücke. Besonders empfehle ich Ihnen die Seminare “Der Tanz auf dem Vulkan” (Umgang mit starken Gefühlsäußerungen) und Methodenkoffer Empathie. Auch die von mir geleitete berufsbegleitende Mediationsausbildung in der Akademie im Park (Wiesloch) und mein Grundlagen der Gewaltfreien Kommunikation schult das Auge für die Wahrnehmung von Körpersprache und Mikroausdrücken (das Anschauen der Serie Lie to me ist eine gute Ergänzung zu den Seminaren.
Hier geht es zum Wikipedia-Eintrag von Lie to me…
Eine Liste mit allen Lie to me Episoden finden Sie hier…
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