Empathie-Training
Organisationsentwicklung
Konfliktmanagement
Es ist einer der großen aktuellen Trends der Gewaltfreien Kommunikation (GFK): Systemisches Konsensieren. Zu Recht! Systemisches Konsensieren bringt neue Impulse für Gewaltfreie Kommunikation (GFK) in großen Gruppen. Systemisches Konsensieren fördert tragfähige Gruppenentscheidungen, weil es den Weg der Mehrheitsentscheidungen mit Siegern und Verlierern verlässt. Durch Systemisches Konsensieren wird der jeweilige subjektive Widerstand gegenüber einzelnen Entscheidungsalternativen erfragt. Die Lösungsalternative mit dem geringsten Gruppenwiderstand wird gewählt, denn sie birgt das geringste Konfliktpotential. Warum dabei nicht lauwarme Mittelwegentscheidungen, sondern wirklich gute Lösungen ermittelt werden, erläutere ich in diesem Blog anhand von drei Beispielen: Systemisches Konsensieren im Seminar, Systemisches Konsensieren in der Familie und Systemisches Konsensieren in einer großen Urlaubsgruppe.
Auf Systemisches Konsensieren bin ich durch ein kleines grünes Buch gestoßen, das mir Georg Paulus zugeschickt hat. Das Buch „Systemisches Konsensieren. Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg“ von Georg Paulus, Siegfried Schrotta und Erich Visotschnig hat einen grandiosen Kosten-Nutzen-Faktor. Es ist handlich, schnell zu lesen und die Leser können anschließend sofort mit der praktischen Anwendung loslegen. Die Theorie wird in einer ganz einfachen Sprache und ohne überflüssigen wissenschaftlichen Ballast vermittelt. Anhand mehrerer Beispiel wird der Nutzen für kleine und große Gruppen vorgeführt. Das Buch steigt ein mit einer ganz einfachen Entscheidungsfrage als Beispiel für Systemisches Konsensieren ein: „Was soll es heute zu Essen geben?“
Anhand dieser Fragestellung wird demonstriert, warum Systemisches Konsensieren ALS SYSTEM bzw. durch die Wirkung der Kräfte des Systems zu guten Lösungen führt.
Systemisches Konsensieren passt also ausgezeichnet zu Gewaltfreier Kommunikation (GFK), die das bedürfnisorientierte Verhandeln trainiert.
Inzwischen baue ich Systemisches Konsensieren in alle meine Business-Seminare für Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ein. Im Modul „Moderation in großen Gruppen“ stelle ich das „Schnellkonsensieren“ und das „vertiefte (ausführliche) Konsensieren“ vor. Anhand von Beispielen simuliere ich eine Entscheidungssituation der Gruppe.
Systemisches Konsensieren hat einen mathematischen Anteil. Diesen Anteil möchte ich darstellen, indem ich davon erzähle, wie ich meinen Kindern Systemisches Konsensieren in seinen Grundzügen beigebracht habe. Ostern 2013 war ein sehr kaltes Ostern, das wir auf den Insel Hiddensee verbracht habe. Es war das erste Mal, dass ich bei Wassertemperaturen um den Gefrierpunkt schwimmen gegangen bin. Eine tolle Erfahrung. Und am Anfang des Urlaub stand wie immer die beliebte Frage im Raum: Was wollen wir essen?
Als erstes schmiss ich fünf Kochbücher in den Ring, aus denen meine Töchter und ich Rezepte aussuchen und vorschlagen durften. Die Rezeptvorschläge sammelten wir auf einem Papier. Anschließend wurden diejenigen Rezepte ausgeschlossen, die einer von uns kategorisch nicht essen würde. Die verbliebenen Rezepte eigneten sich für schnelles Systemisches Konsensieren.
Meine Töchter und ich durften nun Widerstandsstimmen abgeben. Die Vorschläge mit dem geringsten Widerstandswerten wurden in den Folgetagen begeistert verspeist.
Nach wenigen Tagen stießen weitere fünf Familien zu uns (wir hatten ein Haus mit 22 Betten gemietet). Als die hinzu gekommenen Erwachsenen von unserer Abstimmungsmethode hörten, baten sie gleich am ersten Abend darum, diese Methode kennenzulernen. Als die diversen Säuglinge im Bett lagen, versammelten sich die Großen und die Erwachsenen für ihr erstes Systemisches Konsensieren. Die Einführung dauerte 30 Minuten. Danach wurde eine Stunde zum Thema konsensiert.
Diesmal wurden zunächst die Vorschläge gesammelt und dann wurde eine Test-Abstimmung mit Widerstandswerten zwischen 0 und 2 (0 = kein Widerstand, 2 = großer Widerstand) durchgeführt. Anschließend wurde allen Anwesenden Zeit gegeben, die Gründe für die Widerstände gegenseitig zu erfragen. Danach wurden die Essensvorschläge mehrfach abgeändert und verfeinert und danach kam es zur entscheidenden Abstimmung mit Widerstandswerten zwischen 0-10 (0 = kein Widerstand, 10 = maximaler Widerstand). Auch diesmal war die Gruppe (inklusive Kinder) vom Ergebnis begeistert.
Das Systemische Konsensieren kann man auch bei Fragen durchführen, bei denen sich Positionen zunächst scheinbar starr gegenüberstehen. In meinen Seminaren simuliere ich zu Trainingszwecken Entscheidungssituationen, die einerseits polarisieren und die Teilnehmer andererseits wirklich betreffen. Als Fragestellung eignet sich zum Beispiel: In welcher Form wollen wir ein Bergfest oder den Abschluss feiern? Anhand einer solchen Frage spüren die Teilnehmer die Wirkung des Systemischen Konsensierens besser als anhand einer abstrakten Business-Aufgabenstellung, die weniger echte Emotionen auslöst.
Ausführliches Systemisches Konsensieren lädt die Teilnehmer dazu ein, das Problem und die damit verbundene Fragestellung zu beschreiben und alle relevanten Informationen einzusammeln. Anschließend darf jeder Anwesende seine individuelle Sichtweise äußern. Dann werden Lösungsvorschläge entwickelt und abgewägt. Danach wird eine Testabstimmung in Form von Widerstandstimmen durchgeführt.
Anschließend – und das ist ein entscheidender Teilschritt – haben diejenigen Teilnehmer, die Lösungsvorschläge eingebracht haben, die Möglichkeit, andere Teilnehmer ein weiteres Mal nach den Gründen für Ihre Widerstände zu befragen. Auf Basis dieser neuen Informationen können sie ihre Vorschläge überarbeiten und die Bedürfnisse der anderen in ihre Lösungsvorschläge integrieren. Auf diese Weise sinkt der Widerstand, die Lösungsvorschläge passen sich den Teilnehmerbedürfnissen an. Erst danach kommt es zur endgültigen Abstimmung.
Systemisches Konsensieren hat einen Special Effekt. Nach jeder der genannten Veranstaltungen waren die Teilnehmer total entspannt! Warum ist das so? Weil Systemisches Konsensieren Bedürfnisse erfüllt und die Gruppe zueinander führt. Man geht aufeinander ein, sucht den Ausgleich und ermöglicht die Erfüllung möglichst vieler Bedürfnisse. Die Kinder haben zum Beispiel nicht um ihr Essen gekämpft (und als Verlierer Frust geschoben), sondern nach Lösungen gesucht, die für sie UND andere gut sind (auf die sich alle gefreut haben).
Systemisches Konsensieren gibt Dominanzverhalten keinen Raum, lässt aber genauso wenig Platz für endlose Reden. Ein geschickter Moderator verfügt über viel zusätzliches Moderationswissen, um allen Anwesenden den gleichen Raum zu verschaffen und den Meinungsbildungsprozess trotzdem effizient und effektiv voran zu treiben.
Weitere Special Effects :
Diese und andere Moderations- und Konfliktlösungstechniken lernen Sie in meinen Seminaren kennen, wie z.B.
Die Moderatorenausbildung für Systemisches Konsensieren bei Klaus Karstädt und Erich Viotschnig.
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